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1. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 244

1904 - Bautzen : Hübner
244 Wenn wir jetzt in erster Linie die Hauptnutzung zur Besprech- ung heranziehen, so soll es unsere Aufgabe sein, zunächst die verschieden- artige Verwendung des Holzes zu erörtern. Je nach der Verwendungs- art des Holzes unterscheidet man zwischen Nutz- und Brennholz und macht beim ersteren wieder einen Unterschied zwischen Bau- und Werkholz, während man das letztere in Scheit-, Knüppel- und Reiserholz trennt. Das Bauholz findet hauptsächlich Verwendung beim Bauen von Häusern, Brücken, Eisenbahnen und bei Gruben- bauten als sogenanntes Grubenholz. Zum Häuserbau leisten wohl hauptsächlich die Nadelhölzer mit ihren langen, geraden und ast- freien Stämmen die besten Dienste. Dagegen sind bei allen Schiffs- bauten, Eisenbahnbauten, Brückenbauten, bei Herstellen von Mühlen- wellen und bei Grubenbauten unbedingt die Eichenhölzer am vorteil- haftesten zu verwenden, weil das Eichenholz das härteste und dauer- hafteste Holz ist; beim Grubenbau nimmt man allerdings auch hartes Kiefernholz. Zu den Telegraphenstangen und Schiffsmasten geben hingegen die langen Stämme der Nadelhölzer das beste Material. Als Werkholz für Tischlereien, Slellmachereien u. s. w. findet das verschiedenste Holz Verwendung, die, je nach dem Gewerbe, bei dem sie stattfindet, der mannigfachsten Art ist. So braucht beispielsweise der Tischler zur Herstellung von Möbeln und Fußbodendielen die ast- freien Nadelhölzer, besonders Kiefern- oder Fichtenholz, während er die Tanne wegen ihrer zu geringen Dauerhaftigkeit und Härte weniger schätzt. Aber auch das Holz der Birke, der Linde, des Ahorns, der Esche und der Eiche wird in der Tischlerei verarbeitet, das der letzteren beiden hauptsächlich zu Fournieren. Zu Fensterrahmen und Türen werden besonders die Nadelhölzer vom Tischler gebraucht. — Der Stellmacher verwendet zur Anfertigung der Wagengestelle insbesondere Eichen- und Ulmenholz, zur Herstellung der Felgen Buchen- und Eschenholz, für die Speichen Eichenholz, für die Deichseln und Leiter- bäume Birkenholz und für die Leitersprossen Birken-, Erchen-, Kiefern- und Fichtenholz. Zur Herstellung von Schlittenkufen leisten dem Tischler Buchen und Birken gute Dienste. — Werfen wir einen Blick in eine Böttcherei, so sehen wir, daß der Böttcher zu seinen Arbeiten vorzugs- weise das Holz der Buche, Eiche und Kiefer gebraucht; zu Faßreifen verwendet er ganz junge Stämmchen von Birken und Weiden. — Erve sehr weitgehende Verwendung finden die Nadelhölzer ferner noch zur Herstellung von Zäunen, Latten, Baumpfählen, Bohnenstangen, Buch- binderspähnen, Spähnen für Schuhwerk, Siebwänden, Schachteln und

2. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 333

1904 - Bautzen : Hübner
333 sich besser und billiger gute Geräte beschaffen ließen, und daß auch eine weit bessere Verwertung der Butter möglich werde, weil man im stände sei, regelmäßig gleichmäßige Ware zu liefern, wodurch man höhere Preise und guten und sicheren Absatz erhalte. Keiner von den Einzelbetrieben mit Molkereianlage lasse all diese erheblichen Vorzüge ermöglichen, weil sich bei der Genossenschaflsmolkerei, wie bei allen Genossenschaften, viele kleine Kräfte zu einer einzigen großen Kraft vereinigten. Bei diesen Auseinandersetzungen meinerseits, die meinem Freunde Müller auch ganz einleuchtend zu sein schienen, war unsere Fahrzeit wie im Fluge vergangen; denn ohne daß wir es noch beachtet hatten, waren wir ans Ziel unserer Reffe gelangt. Wir hielten vor der Molkerei N . . . . und verließen nun schnell unsern Wagen, um noch vor Beginn der Sitzung die Molkerei aufs genaueste zu besichtigen. Ich führte meinen Freund Müller in den Zentrifugenraum und erklärte ihm den Gang, die Einrichtung und die Aufgabe der Zenrri- fuge. Besonders machte ich Müller darauf aufmerksam, daß durch die Zentrifuge nicht allein die Magermilch von dem Rahm in kurzer Zeit getrennl, sondern daß vor allem auch eine große Menge von Schmutz aus der Milch geschleudert würde, den man sonst beim ge- wöhnlichen Aufrahmverfahren sämtlich in der Milch bezw. dem Rahm behält und }o mitgenießen muß. Das war eine Erscheinung, die meinem Freunde schon sehr imponierte, so daß er ein beifälliges Lächeln nicht unterdrücken konnte, das ich zwar bemerkte, aber vorläufig noch mit Schweigen überging. Ich setzte nun Müller weiter auf das breiteste auseinander, welche Unannehmlichkeiten und gesundheitlichen Ge- fahren das alte Aufrahmverfahren, bei dem die Milch tagelang stehen muß, ehe sich der Rahm absetzt und dann verbraucht wird, in sich berge. „Nun denke daran", sagte ich zu Müller „in welch unge- eigneten Räumen steht oft die Milch zum Aufrahmen bei kleinen Landwirten, häufig in Wohnzimmern, in denen die Familie sich auf- hält, und in denen durch die Kinder der Staub aufgewirbelt wird, der natürlich in die aufgestellte Milch hineinfliegt". Auch dieser Umstand schien stark dazu angetan, Müller umzustimmen und in ihm eine freundliche Gesinnung gegen die Molkerei zu erwecken. — Wir gingen jetzt weiter in den Butterraum, in dem gerade die schönste frische Butter mit der Knetmaschine bearbeitet wurde. Ich machte nun Müller klar, wieviel besser die Butter durch die Knetmaschine ausge- knetet werde als durch den Handbetrieb der einzelnen kleinen Land- wirte. Sehr bald sah dann mein Freund ein, daß doch in der Butter, die nicht mit der Knetmaschine bearbeitet wird, sehr viel Wasser und

3. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 226

1904 - Bautzen : Hübner
226 Der Wasserbedarf der Tiere wird allerdings schwanken nach dem Wassergehalt des Futters und vor allem nach der Stall- und Außen- temperatur. Daß Tiere in heißen Sommertagen viel mehr, bei nassem Grünfutter viel weniger saufen, ist erklärlich. Findet man doch in dem hohen Wassergehalt frischer Rübenschnitzel (bis 93°/o) für manche Güter eine Erklärung dafür, daß dort die Schnitzel als Milchfutter gar so sehr gerühmt werden, weil eben sonst die Tiere zu wenig getränkt werden. Auch die Temperatur des Tränkwassers ist von hoher Bedeutung und soll nicht unter 12 —15° 0. betragen. Zu kaltes Wasser bewirkt bekanntlich eine plötzliche Abkühlung des Magens, wodurch leicht Ver- dauungsstörungen und Kolik der Pferde hervorgerufen werden. Zu kaltes, ungewohntes Wasser ist oft der Grund, warum zu Hause ganz gesunde Pferde bei weiten Touren leicht Kolikerscheinungen zeigen. Ist das Tränkwasser zu kalt, so wollen die Tiere zwar ihren glühenden Durst stillen, fahren aber schnell aus der Krippe zurück. Man steht sie sofort nach Stroh am Boden langen, kauen und nach einiger Zeit wieder in die Krippe fahren, um das inzwischen über- schlagene Wasser auszuschlürfen. Oft genug aber können sich dann die Tiere nicht satt saufen, denn die tränkenden Mägde erblicken darin, daß die Kühe von der Krippe zurückfahren, den Beweis, daß sie Wosser genug haben. Das Wassertragen mit Eimern, Kannen und Zubern, von weitem Brunnen oder Bach her, auf steigendem Wege und über Schwellen und Stufen, ist eine so schwere und zeitraubende Arbeit, daß man sie besser durch maschinelle Einrichtungen besorgen läßt. Das Wasser hat bekanntlich das hohe Gewicht von 2 Pfd. für das Liter; selbst in einer kleinen Wirtschaft mit nur wenigen Stück Vieh sind täglich viele Zentner Wasser zu befördern, sodaß sich eine Flügel-, Saug- oder Druckpumpe bald bezahlt macht, die das Wasser in die Krippen treibt. Im Winter wird dadurch auch das lange Offenstehen der Türen vermieden. Die wassertragenden Leute wollen den vollen Zuber nicht wegsetzen, lassen daher fast immer die Türen so lange offen, als sie tränken, so daß dann Erkältung einzelner Tiere, Kalbesieber und Euterentzündung ganz erklärlich werden. Ein ausgewachsenes Rind hat nach seinem Eigengewicht täglich etwa 25 Pfd. Trockensubstanz des Futters und 100 Pfd. Wasser auf- zunehmen. Bei drei Mahlzeiten kommt auf jede schon ein hoher Teil, füttern die Schweizer sogar nur zwei Mal am Tage, so ist klar, daß man bei nur einmaligem Tränken der Tiere, sei es nun unter

4. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. IV

1904 - Bautzen : Hübner
Iv den Spuren seiner Vorväter dahinschreitend, die neuere Zeit mit ihren Erfindungen und Entdeckungen vorsichtig prüfend und sich ihr allgemach anschmiegend, hat sich das deutsche Bauernvolk langsam eine achtungs- volle Stellung erobert. Es wird ihm in der Zukunft noch ein glück- licheres Los beschieden sein, wenn es nicht verabsäumt, gleich den verschiedenen anderen Ständen, auch an dem geistigen Wettkampfe teilzunehmen, der heute alle, die nicht zurückbleiben wollen, in seinen Bann zieht. Und zu diesem Wettstreite auf geistigem Gebiete ist gegenwärtig jedem bequeme Gelegenheit geboten. Staats- und Provinzialbehörden wetteifern miteinander, um die Heranwachsenden Bauerngenerationen mit dem notwendigsten Rüstzeuge des Wissens auszustatten, damit sie in der Lage seien, später den Anforderungen ihres Berufes zu genügen und den Kampf ums Dasein erfolgreich aufzunehmen. Zahlreiche landwirtschaftliche Schulen und Zeitschriften sowie eine bis ins Kleinste gehende Fachlitteratur dienen demselben Zwecke. Auch das vorliegende Buch erhebt bescheiden den Anspruch, eins der kleinen Hülfsmittel sein zu wollen, durch die allen denen, die „guten Willens" sind, geholfen werden soll. Ob diese gute Absicht erreicht ist, darüber mögen Er- fahrung und berufene Kritiker entscheiden. Bevor die Herausgeber ans Werk gingen, haben sie eine große Masse bereits vorhandener Litteratur geprüft und verglichen. Wieviel, oder richtig gesagt, wie wenig davon benutzt worden ist, wird jeder leicht erkennen, der sich die Mühe gibt, einen Vergleich zu machen. Der umfangreichste Teil des Buches: Landwirtschaftliches besteht z. B. durchweg aus Originalbeiträgen, die eine Anzahl gediegener, theoretisch und praktisch erprobter Kräfte als Mitarbeiter freundlichst geliefert haben. Allen diesen Herren sprechen wir hiermit für ihre bereitwillige Unterstützung unsern aufrichtigsten Dank aus; desgleichen auch dem rührigen Herrn Verleger, der stets in zuvorkommender, ver- ständnisvoller Weise das Werk gefördert und uns mit seinen praktischen Ratschlägen gedient hat. Gl atz, der: 5. September 1904. Die Herausgeber.

5. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 84

1904 - Bautzen : Hübner
84 und 6 Fuß dicken Mauer umgeben, welche zahlreiche, etwa 50 Fuß hohe Türme krönen. Auch springen Erker aus der Mauer nach dem breiten Stadtgraben hervor, der sich rings um die Stadt zieht. Die beiden Hauptstraßen der Stadt durchkreuzen sich senkrecht und sind an den vier Enden durch Stadttore geschlossen; letztere sind in dicke Türme hineingebaut und bilden eine besondere Befestigung. Hier wohnen die Torwächter, welche die Fremden mustern, abends die Tore schließen und in Zeiten der Gefahr die schweren, über den Stadt- graben führenden Zugbrücken aufziehen. Wir überschreiten die Brücke und betreten das Innere der Stadt: es macht einen dorf- artigen Eindruck. Die ungepflasterten (Pflaster erst seit ungefähr 14ü0> Straßen sind durch Regen so schmutzig geworden, daß die Bürger in schweren Holzschuhen gehen und die Ratssitzung ausfällt. Dieser Schmutz wird noch vergrößert durch die frei umherlaufenden Schweine und das Stadtvieh, das jeden Morgen durch die Straßeu zur Weide hinausgetrieben wird. Auch tragen die an abgelegenen Plätzen oder zwischen den Häusern lagernden Düngerhausen keineswegs zur Ver- schönerung der Stadt bei. Bei solcher Unsauberkeit ist es auch kein Wunder, daß in den damaligen Städten im 14. Jahrhunderte „das große Sterben" (der schwarze Tod, die Pest) entsetzlich auftrat und viele dahinraffte. Dazu mochten auch die Ziehbrunnen mit Rolle, Kette und Doppeleimer viel beitragen, welche wir auf den Straßen sehen; ihr Wasser war gewiß Ursache mancher Seuche. Die kleinen Häuser aus Holz oder Fachwerk, auf deren Stroh- dächern wir hier und da die von den Bürgern gern gesehenen Storch- nester bemerken, liegen mit dein Giebel nach der Straße. Den Eingang bilden Halbtüren, und über diesen hängt an Schildern das Zeichen des Hauses, bestehend aus Tieren, Sonne, Mond 2c. Das Haus ist noch nicht numeriert, souderu heißt nach seinem Zeichen, z. B. „Zum schwarzen Bären, Zum weißen Lamm, Zur Soune, Zur goldenen Krone" u. s. w. Die Häuser, m denen sich die Jnnungsstube einer Zunft befindet, tragen über der Tür das Jnnungswappen, z. B. Hammer und Zange (Schmied), Scheere (Schneider-, eine Bretzel (Weißbäcker), ein Faß (Küfer), Hufeisen (Hufschmied). Die oberen Stockwerke der Häuser sind so angelegt, daß jedes höhere über das niedere hervorspringt. Daher stoßen in engen Gassen die gegenüber liegenden Häuser oben fast zusammen, daher ist es auch finster und dumpf in den Straßen. Auch überhängende Erker und Söller sind in jedem Stockwerk. Da oft Pfeiler den Oberstock stützen, entstehen unten au

6. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 149

1904 - Bautzen : Hübner
- 149 — weitere Urbarmachung ist höchst beschwerlich, schreitet nur langsam vorwärts und wird jahrelang, meist im Herbst, fortgesetzt. Die jungen Bäume werden etwa einen Fuß hoch über der Erde abgehauen, die stärkeren aber dadurch getötet, daß man mit einer Axt einen Ring durch die Rinde des Baumes schlägt, worauf dieser in kurzer Zeit abstirbt. Nuir werden mit einer schweren Hacke die Wurzeln der Büsche und Stauden ausgerodet und diese sowie alles andre nicht weiter nutzbare Holz auf Haufen gebracht und verbrannt. Das eingezäunte Land wird dann mit der Pflugschar bearbeitet. Wegen der unzähligen Wurzeln und vielen Baumstümpfe ist dies ein höchst beschwerliches Geschäft; denn letztere verfanlen erst nach sechs bis zehn Jahren, während die Frühlings- und Herbststürme die abgestorbenen Bäume umstürzen und dadurch den Ackerboden vorbereiten. Der Pflug des Ansiedlers ist ohne Räder, damit man ihn desto leichter über Baum- stämme und Wurzeln heben kann. 2. Doch treten wir in das Blockhaus! Hier findet sich oft nur der notdürftigste Hausrat: ein paar Bettstellen, eine Bank und ein Lisch, einige rohe Fässer zur Aufbewahrung von Mehl, Salz u. dgl. sowie die nötigsten Teller, etwas Wäsche, dann Büchse und Pulver- horn, am Herde einiges Kochgeschirr und im Rauchfange etliche Hirsch- schinken. Dies sind alle Habseligkeiten einer Familie mit) zwar erst dann, wenn sie sich schon eingerichtet hat; doch trifft man zu seiner Verwunderung auch manchmal einen bequemen Schaukelstuhl und ein Klavier. Noch andere Gebäude werden errichtet, um die Mais- und Weizenernte aufzunehmen; ja, später wird sogar ein zweites, wohn- licheres Blockhaus neben dem ersten erbaut. Ist keine Mühle in der Nähe, so richtet man eine Roßmühle oder eine Stahlmühle ein; letztere wird mit der Hand in Bewegung gesetzt. Das Dreschen ge schieht meist dadurch, daß man mit Pferden die auf einer harten Lenne 'ausgebreiteten Garben solange überreitet, bis die Körner aus- getreten sind. Ebenso einfach ist auch die Reinigung des Weizens. Dieser wird von einer Person langsam durch ein hochgehaltenes Sieb geschüttet. Gleichzeitig machen zwei andere mit einer wollenen Decke so viel Wind, daß Spreu und Staub davonfliegen, während die Körner herunterfallen. Überhaupt ist der Hinterwäldler, nne man die Ansiedler der westlichen Wälder zu nennen pflegt, fast in allem auf sich selbst angewiesen; er ist Gerber, Schuhmacher, Schneider, Zimmer- mann, Tischler, Fleischer u. s. w. Hat er auf der Jagd Wild erlegt, so gerbt er die Felle aus indianische Weise, indem er sie in Wasser

7. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 179

1904 - Bautzen : Hübner
— 179 — Ii. Die Teichwirtschaft. Der Teichwirtschaftsbetrieb umfaßt die Bewirtschaftung natür- licher Wasserflächen und solcher Ländereien, auf welchen man Wasser hochstauen kann. Es sind dies in der Regel wenig geneigte Flächen, an deren tief liegenden Seiten Erddämme errichtet werden, um das Wasser aufzuhalten oder hochzustauen. Es können aber auch Tal- mulden sein, in denen man Querdämme errichtet, um Teiche zu ge- winnen. Da aber das Wasser nicht nur gestaut werden soll, sondern es auch möglich sein muß, dasselbe nach Bedarf jederzeit wieder abzu- lassen, so wird an der tiefsten Stelle ein Abflußrohr eingelegt und davor ein Staukasten errichtet. Ba jeder Wassermühle ist das Wasser durch fast horizontale Zuleitung im Mühlenteiche hoch gestaut und kann von da aus eben- falls zur Überrieselung tiefer liegender Ländereien benutzt werden. Auch Quellen kann man durch Einfassung init einem Damme hoch treiben, sodaß man dann das Wasser über sonst höher gelegene Ländereien laufen lassen und Teiche errichten kann. Die Teichdämme müssen haltbar errichtet werden, sodaß sie dem Wasserdruck widerstehen können. Sie werden mit einem Mantel von Rasenziegeln umgeben, und die Dammkrone wird mit Weiden bepflanzt. Im Graben neben dem Damme werden Pfähle zum Schutze gegen Diebe, welche mit Netzen fischen wollen, eingeschlagen. An den Nägeln bleiben die Netze hängen, sodaß die Diebe keine Beute machen können. In der Regel bindet selbst Sandboden, als Dammmaterial ver- wendet, ganz gut, ebenso wie Lehm-, Moor- und Tonboden. Doch gibt es auch durchlässige Böden, bei denen eine Dichtung mit Schichten von Lehm oder Ton erfolgen muß. Die Stau- und Abla ßv orrichtung en sind die Teichverschlüsse. Sie sollen das Wasser bis zur gewünschten Höhe festhalten, es aber auch bis auf den Grund abführen können. Sie müssen and) so ein- gerichtet sein, daß überflüssiges Wasser bei Regenwetter abfließen kann, ohne daß Fische mitfortschwimmen. Die verbreitetste Einrichtung hierzu für kleine und mittlere Teiche ist der bekannte sogenannte „Mönch". Der aufrecht stehende Kasten desselben hat mehrere Falze, in welche man je nach Bedarf Staubretter und Siebe einschieben kann. In der Regel hält man die ersten beiden Nuten an der Wasserseite für Siebe bereu, weil diese öfter verschmutzen, daher gereinigt und 12*

8. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 180

1904 - Bautzen : Hübner
180 ausgewechselt werden müssen. In die dritte Nute setzt man die Stau- breiter ein. Vorsichtshalber kommen zuerst solche auch vom Boden aus in die Siebnuten. Man tut dies, um zu verhindern, daß ruchlose Hände von hinten aus :::it Stangen im Abflußrohre das unterste Staubrett durchstoßen können. Ist der Staukasten eingesetzt, so verstärkt man den Damm um ihn herum. Um dem Kasten Halt und Belastung zu geben, füllt man daher Boden bis zur halben Dammhöhe aus. Bei größeren Teichen und namentlich solchen, welche starken Durchstrom abführen müssen, sind neben dem Mönch auch noch Uberfluter einzubauen mit Rechen davor, damit die Fische nicht entweichen. In vielen Fällen führt man diese Überfluter, ebenso die Staukästen, aus Stein und Cement aus. Benutzungsart der Teiche. Wenn mari die Teiche auf die bequemste Art baut, wie es die Beschaffenheit des Geländes gerade zuläßt, und wenn man das Wasser nach Quantität und Temperatur nehmen muß, wie es gerade ist, so entsteht die Frage, für welche Fischarten sich die fertigen Teiche eignen. Flache Teiche mit wenig Wasserdurchfluß, welche sich im Sommer gut erwärmen, eigner: sich zur Karpfen und Schleienzucht. Tiefere Teiche mit klarem, kaltem und reichlichem Wasserdurchfluß sind für Forellenzucht geeignet, ebenso die über Queller: erbauten oder vor: solchen direkt gespeisten Teiche. Es ergibt sich schon daraus, daß rvir es bei der Teichwirtschaft mit zwei Wirtschaftsformen zu tim haben, nämlich der Karpfen- und der Forellenwirtscha ft. Die Karpfenwirtschaft befaßt sich vorzugsweise mit der Auf- zucht des Karpferrs urrd der Schleie, welche alljährlich ii: bestimmter Größe und Schwere in der: Teichen heramvachsei: solle::. Das Zu- wachsverhältnis kann pro ha Fläche und nach der Bodenqualität genau geregelt werder:. Setbstverftär:dlich spielt hierbei die Haupt- rolle die Nahrung, welche ein Teich für den Karpfen und die Schleie erzeuge:: kann. Der Karpfen und die Schleie nähren sich in der Hauptsache von kleinsten Krebstierchen, von der dem bloßen Auge kaum erkennbaren, aber durch ihre massenhafte Zahl und ihren großen Nährwert äußerst wichtigen Mikrofauna des Wassers. Hierzu kominen noch die Larven von Insekten, nainentlich d:e Mückenlarven und die Eier und Brut von Wasserschnecken und Würmern.

9. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 206

1904 - Bautzen : Hübner
206 Kummet ist für jedes Pferd besonders anzupassen. Nachdem der Lehrling an mehreren Tagen ledig im Geschirr geführt wurde, spannt man ihn vor eine Schleife und nach einigen Tagen neben ein gelassenes Pferd an den leeren Wagen. Auch benützt man das Anhängen an den Pflug, wobei nicht die Pflugarbeit, sondern das Anlernen die Hauptsache ist; die Egge ist zu gefährlich. Man lehrt das Tier schließlich Bogen und Umdrehungen beschreiben; immer greife man fest und freundlich zu, damit das Pferd Zutrauen zu seinem Führer und zu sich selber ge- winnt. Stock und Peitsche, Zorn und Ungeduld machen nur ängstlich und scheu. Kaltblütige Pferde werden in guten Zuchtbezirken schon mit 2 Jahren auf diese Weise gegängelt; niemals darf es aber ein volles Arbeiten werden, bevor die Knochen fertig sind. Zwar kann man das Arbeitsmaß von Zeit zu Zeit mäßig steigern, aber es rächt sich, wenn man das Fohlen zu früh vor den Lastwagen oder den ganzen Tag vor Pflug und Egge hängt. Es ist keine Entschuldigung, daß man dies tut, weil das Tier sehr willig ins Geschirr geht. Nach diesen Ausführungen kann es nicht zweifelhaft sein, daß der berufene Mann für die Aufzucht des Pferdes der Bauersmann ist, der auf Schritt und Tritt bei seinem Pflegebefohlenen weilt. Die Pferdezucht kann bei uns noch größeren Umfang annehmen, da mit der Aufzucht passender Tiere bei richtiger Behandlung noch mehr ver- dient wird als mit der Rindviehzucht, und weil wir in Deutschland noch viele Millionen selbst verdienen können, die jetzt für Pferde sz. Zt. jährlich ca. 80 Mill. Mk.) an das Ausland abgegeben werden. Herbst. 52. Die Aufzucht der Ferkel. Infolge seiner Frühreife, Schnellwüchstgkeit, Fruchtbarkeit und Mastfähigkeit ist das Schwein der bedeutendste Fleischlieferant. Seine Kleinheit macht es für den kleinsten Betrieb geeignet, und hier muß man sich oft wundern, mit wie wenig Pflege ein Schwein bisweilen fürlieb nehmen muß. Nichtsdestoweniger vergilt das Schwein Sorg- falt und Reinlichkeit mindestens ebenso gut wie jedes andere Tier. Ganz besonders ist dies aber der Fall bei der Aufzucht der Jungen. Wer Schweine mästet, kann noch lange nicht Ferkel aufziehen. Die Muttersau muß gut ernährt werden, darf aber durchaus nicht in den Mastzustand kommen. Die Ferkel werden sonst klein, und die Milchfähigkeit der Mutter bleibt ungenügend. Leichtoerdau-

10. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 148

1904 - Bautzen : Hübner
37. Deutsche Auswanderer im fernen Westen. 1. Wenn der deutsche Bauer, der sich ein neues ländliches Heim jenseits des Ozeans gründen will, in Amerika gelandet ist, führen ihn bald Eisenbahnen und Dampfschiffe nach dem fernen Westen; den letzten und schwierigsten Teil seiner Reise aber muß er in einem ein- fachen Karren zurücklegen. Gasthäuser gibt es in den unentwickelten neueren, im Westen gelegenen Staaten noch sehr wenige. Die Reisenden kehren meistens bei einem Farmer ein, der sie um ein Billiges beherbergt, froh, in seiner Einsamkeit mit einem Fremden reden zu können und Neuigkeiten zu erfahren. Die Straßen sind in jenen Gegenden höchst unvollkommen, man hat die hindernden Bäume niedergehauen, die sumpfigsten Stellen und tiefsten Löcher notdürftig ausgefüllt. — Endlich ist eine passende Stelle zur Niederlassung gefunden und das Land zur Urbarmachung von der Regierung für niedrigen Preis gekauft, wenn der Ankömmling nicht vorzieht, eine vorhandene Farm zu erwerben. Das erste Geschäft unseres deutschen Landmannes muß nun die Errichtung eines Blockhauses sein, wobei ihm seine nächsten Nachbarn beizustehen pflegen. Mittelstarke Bäume von festem Holz werden ge- fällt und in Stämme von der Länge, die das Haus haben soll, zerschnitten. Vier solche Stämme werden im Viereck mit übereinander stehenden Enden aufeinander gelegt und dadurch zusammengefügt, daß in die oberen eine Kerbe, in die unteren ein sogenannter Sattel gehauen wird, so daß beide ineinander greifen. Dies ist die erste Grundlage des Hauses, auf der sich nun in gleicher Weise eine Lage nach der andern erhebt. Das dadurch hergestellte Viereck ist unzu- gänglich ; darum muß mit der Axt eine Öffnung für die Tür und eine zweite für den Kamin gehauen werden, der aus Lehm erbaut ivird. Fenster fehlen in diesem ersten Blockhause ganz; das Dach besteht aus roh gespaltenen Brettern, die nach Schweizer Art mit Steinen oder Stangen beschwert werden, damit der Wind sie nicht wegführt. Weiterhin wird das Haus, wie später auch die Felder eingefenzt, d. h. eingezäunt. Man fällt hierzu das beste Nutzholz, zerschneidet es in 3 in lange Klötze und spaltet diese wieder in 10 cm starke Stangen. Diese werden im Zickzack um den einzufriedigenden Ort so hoch übereinandergelegt, daß weder Kühe noch Pferde ße über- springen können. Mit diesen Geschäften begann bereits die Urbarmachung des Waldes, denn alles erforderliche Holz wurde diesem entnommen. Die
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